
intus (solo), stati à
10
(1990)
intus
aufgeführt im R.A.M.M. ZATA, Berlin
Choreographie, Tanz, Text: Janine Schneider
Musik: Barry Adamson, Kurzwellenfrequenzen, Oliver Messiaen, Conjugate
Sprecherin: Caroline Gerhold
stati
Choreographie, Kostüme: Janine Schneider
Musik: Janek Siegele (Die Tänzer
hörten die Musik nicht vor der Premiere.)
Tanz: May Ament, Nada von Doellen, Elke
Nebel, Caroline Gerhold, Eva Günther, David Reuter, Christiane
Saibou, Janine Schneider, Susanne Walter, Anja Schäplitz.
Langsamkeit und Innehalten als eine Form der Absage an das angesagte
Tempo. Es braucht Zeit, um sich die Vielschichtigkeit seines Umfeldes
zu erschließen, und dann erscheint überhaupt erst
etwas. Die Langsamkeit hilft beim Sortieren, Fragmentieren und
Neukomponieren.
Die Tänzer in stati stellen Individuen
mit ihrer persönlichen Erlebniswelt dar, wobei alle
ähnliche Situationen durchlaufen, nur zu verschiedenen Zeiten.
Im Gesamtbild gleicht keine Momentaufnahme der vorangegangenen.
js-1990/2004
Dazu das VOLKSBLATT vom 3.2.1990:
Tanz in
Zeitlupenform
Es
ist nicht leicht, bei den unzähligen Berliner Freien
Tanzgruppen einen unverwechselbaren eigenen Stil zu behaupten. Janine
Schneider gelang das mit ihrem Solo "intus" und mit "stati"
für ihre neunköpfige Tanzcompagnie.
Auf ausgelatschtem kalten Estrichboden in der nüchternen
Fabrikhalle, die seit einiger Zeit dem RAMMZATA
als
neue Spielstätte dient, steht Janine Schneider im faden
Scheinwerferlicht bereit für ihr Solo "intus".
Während sie in starrer Pose verharrt, wird ein Text von ihr
über Denken, Fühlen und Handeln verlesen.
Danach trägt sie verhaltene Bewegungsformen wie Schreiten,
Arme- und Beinebeugen vor. Das steht mit den Worten und dem Raum in
enger Beziehung. Nichts an dem Vortrag auf Musik von Barry Adamow und
Olivier Messiaen ist spannungsgeladen. Alles geschieht wie aus einer
Lethargie heraus, gleichsam, als ob eine Schaufensterpuppe in
Zeitlupentempo versucht, Haltungen von Mannequins anzunehmen. Mit ein
wenig geringerer Phantasie sind darin auch die Gelenkübungen
von ihre körperlichen Verletzungen überwindenden
Rehabilitanten zu erkennen.
"stati" ist im Grunde nur eine Fortsetzung des vorangegangenen Solos,
aufgeführt von neun sehr unterschiedlichen jungen, zumeist
sehr herbe wirkenden Frauen mit kessem Bürstenhaarschnitt, und
einem Mann. Auch sie bewegen sich im Zeitlupentempo und stellen
"Zustände einer Person zu verschiedenen Zeiten dar". Es bedarf
ein wenig Zeit, sich in diese meditative Aufführung
hineinzusehen. Am Ende aber kann sie als eine künstlerische
und in sich stimmige Form erfahren worden sein.
Martin
G.Butter
foto
Alexander Basta
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